Oberbilk – ehemaliges Industrie- und Arbeiterviertel
und multikulturelles Quartier

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet des heutigen Düsseldorfer Stadtteils Oberbilk ländlich geprägt, weniger als 1.000 Menschen lebten hier. Es fanden sich hier vor allem Bauernhöfe und kleine Handwerksbetriebe. Ein lokalgeschichtlich prominenter Ort war die 1238 erstmals erwähnte Hundsburg, ein kleines 1943 zerstörtes Anwesen am Rande des heutigen Volksgartens. Heinrich Heine erwähnt es in seinen Memoiren, weil hier seine Jugendliebe (das „rote Sefchen“), Tochter des Scharfrichters, wohnte. (Information Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs).
Oberbilk als Industrie- und Arbeiterviertel ist erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Die ersten Unternehmer kamen nicht aus Düsseldorf, sondern aus frühindustrialisierten Regionen wie Wallonien oder dem Mittelgebirgsraum der Eifel, der bereits durch eine handwerklich-protoindustrielle Eisenverarbeitung geprägt war. In der Residenz- und Verwaltungsstadt Düsseldorf selbst gab es keine nennenswerte Tradition des produzierenden Gewerbes.

Eisen- und Stahlerzeugung sowie metallverarbeitende Betriebe wie Maschinen- und Kesselbau prägten die Industrialisierung in Oberbilk. Die Unternehmer brachten nicht nur ihre Ingenieure und Techniker, sondern auch ihre Facharbeiter mit. Viele kamen aber auch aus weiter entfernten Regionen wie z.B. Irland oder Polen. Als Folge war die Bevölkerung des Quartiers von Beginn an durch ein Mit- und Nebeneinander unterschiedlicher Kulturen geprägt. Das verbindende Element war die geteilte soziale Lage, die Arbeit in den Fabriken des Stadtteils. 1885 war die Einwohnerzahl Oberbilks bereits auf 11.800 angestiegen, und mit ca. 32.000 erreichte sie kurz vor dem Zweiten Weltkrieg ihren Höchststand.

Heute leben im Stadtteil Oberbilk wieder rund 30.000 Menschen. Davon haben fast 56 % eine Migrationsgeschichte. Mit dem Zuzug von „Gastarbeitern“, von Arbeitsmigranten und Flüchtlingen hat sich die multikulturelle Bevölkerungszusammensetzung bis heute erhalten. Aber heute fehlt das verbindende Element der gemeinsamen Arbeit in den Fabriken. Die Industrie ist verschwunden und damit werden die Unterschiede zwischen den „vielerlei Kulturen“ sichtbarer und auch anders erlebt.