Das Schicksal von Moritz Sommer

Von Marina Lukas

Moritz Sommer wurde am 19. Juni 1872 in Leuthold bei Aachen geboren. Unmittelbar vor Kriegsende wurde er am 15. April 1945 von einer Heeresstreife in Düsseldorf ermordet und zur Abschreckung auf dem Oberbilker Markt an einem Lüftungsschacht aufgehängt. (Heeresstreifen standen zunächst unter dem Kommando der Wehrmacht, in Düsseldorf wurden sie Anfang April 1945 aber direkt dem NSDAP-Gauleiter unterstellt).

Moritz Sommer wohnte bis 1942 auf der Linienstraße 19. Dort wurde er oft von seinem Freund Heinrich Rondi, einem ehemaligen Weltmeister im Ringen und Stemmen, durch Warnzeichen vor Durchsuchungen gewarnt. Als sogenannter „Halbjude“ wurde Moritz Sommer vom nationalsozialistischen Rassenwahn bedroht. Durch seine Handwerkstätigkeit als Klempner, vorwiegend bei Bauern in Meerbusch, war die Versorgung seiner Familie mit Lebensmittelkarten gesichert. Moritz Sommer wurde während des Krieges zeitweise von Hubert Brauckmann in einem Holzhaus in Korschenbroich versteckt, um ihn vor der Judenverfolgung zu schützen. Kurz vor Kriegsende fiel er einer Heeresstreife in die Hände, die ihm vorwarf, Deserteuren geholfen zu haben. Am 15. April 1945 wurde der 72-jährige Moritz Sommer ermordet und zur Abschreckung auf dem Oberbilker Markt an einem Lüftungsschacht aufgehängt. Zwei Tage später marschierten amerikanische Truppen in Düsseldorf ein.

Der Schriftsteller Dieter Forte erzählt in seiner Romantriologie Das Haus auf meinen Schultern die Geschichte von Moritz Sommer. In seinem Buch nennt er ihn Opa Winter.