Eine Gedenktafel und eine versäumte Gelegenheit

Von Helmut Schneider

An das Schicksal des 72-jährigen jüdischen Mitbürgers Moritz Sommer erinnert eine Tafel neben dem Eingang zum Polizeirevier auf dem Oberbilker Markt. Leider wurde der zu dem Bunker unter dem Platz gehörende Lüftungsschacht, an dem nach mehreren zeitgenössischen Schilderungen die Heeresstreife Moritz Sommer zur Abschreckung aufgehängt hat, im Zuge der Neugestaltung des Oberbilker Marktes nicht als Gedenkort erhalten. Der Bildhauer Bert Gerresheim hat aber diese Szene in dem von ihm geschaffenen Monument vor der nahegelegenen St. Josephs-Kirche festgehalten.
Der Lüftungsschacht des Bunkers, der sich unter dem Oberbilker Markt befindet, ist auf der Aufnahme von 1996 noch zu sehen. Leider musste der Schacht der Neugestaltung des Oberbilker Marktes weichen.

Das Graffiti auf dem Schacht bezieht sich auf eine Protestkampagne, die sich in den 1990er Jahren gegen das ambitionierte Projekt eines „Internationalen Handelszentrums“ (IHZ) richtete, das auf der Industriebrache zwischen Bahnlinie, Kölner Straße, Eintrachtstraße und der Werdener Straße entstehen sollte, aber in der geplanten Form nie realisiert werden konnte – bis auf das „Haus der Wirtschaft und Industrie“ (HWI), das auf dem Foto zu sehen ist (vgl. die Karte im Oberbilk-Beitrag im Düsseldorf-Atlas, s.u.). Der Protest hatte sich nicht zuletzt daran entzündet, dass die z.T. alternativ genutzten, von den Eigentümern schon aufgegebenen Wohnhäuser entlang der Kölner Straße der geplanten Umgestaltung des Areals weichen sollten. Die Protestparole „IHZ nie“ hat auch auf dem Monument von Bert Gerresheim vor der St. Josephskirche seinen Niederschlag gefunden.